Lange habe ich hier nichts mehr geschrieben, aber es hat sich viel abgespielt in Würzburg.
Nach der Dosimetriemessung Ende Oktober in der Nuklearmedizin (4 Tage) wurde ich für ca. 1 Woche nach Balingen entlassen. Dann am 1. November wurde die Radionuklid Therapie durchgeführt. Nach der Infusion des Radioaktiven Mittels wurden noch 3 Tage verschiedene Messungen durchgeführt und am 5.11. wurde ich auf die M42 Station verlegt. Dort war ich aber nur 1 Nacht und dann wurde ich nach Hause geschickt (wieder Balingen). Erst wenn die Nuklearmediziner den Tag berechnet haben, ab dem eine Rückgabe meiner Stammzellen stattfinden kann, ohne daß diese durch zu hohe Reststrahlung gleich wieder zum Teil oder ganz zerstört werden, kann ich wieder in Würzburg erscheinen.
Am 19.11. Sollte ich dann wieder auf Station M42 kommen zur Durchführung der Hd Chemo mit anschließender autologer Stammzellrückgabe. Die Hd Chemo mit Treosulfan wurde in 3 Portionen auf 3 Tage verteilt verabreicht (Fr bis So.). Alles wurde über einen ZVK verabreicht, der mir gleich am 1. Tag in den Hals operiert wurde.
Am Dienstag, den 24.11. wurden mir dann von den im August gesammelten eigenen Stammzellen 2,5 Mio pro Kg Körpergewicht zurückgegeben. Dies lief alles ohne Komplikationen ab. So richtig übel wurde es mir nie, aber der Appetit ging stark zurück und ich habe wenig gegessen.
Am 30.11. wurde ich dann ohne große Begründung auf die Station M41 gegenüber verlegt und kam zu ganz anderen Ärzten ?!?.
Jetzt hieß es einfach warten, bis die Aplasiephase vorbei ist und die Werte wieder ansteigen. Ich hatte dann einen Pleuraerguß mit kurzzeitig 38,3 Fieber. Da wurde gleich 1 Woche lang Intravenös Antibiotikum verabreicht. Anfangs war noch ein Verdacht auf Lungenentzündung rechts unten in der Lunge. Das hat sich dann doch als “Fehlalarm”herausgestellt.
Die Blutwerte ( Leukos, HB und Thrombos) sind in der gesamten Aplasiephase so stark erniedrigt gewesen, daß ich in Summe 6 Beutel Blut (Erythrozyten) und 4 Beutel Thrombozyten-Konzentrat intravenös benötigte.
Ich hatte von Anfang der HD Chemo über 2 Wochen Vorhofflimmern und es wollte nicht mehr von alleine in den Sinus Rhythmus zurückgehen. Das hat mich zusätzlich müde und schlapp gemacht und mir Sorgen bereitet. Am 7.12. sollte ich eigentlich schon nach Hause entlassen werden, aber mit dem Vorhofflimmern wollte man mich nicht gehen lassen. Es wurde am 9.12. Vormittags ein Schluckecho durch den Mund und Speiseröhre bis auf Herzhöhe gemacht, um über einen Ultraschallkopf zu sehen, ob sich schon Thromben in den Vorhöfen gebildet haben. Es hatten sich zum Glück noch keine Thromben gebildet und so war der Weg frei am Nachmittag gleich eine Elektrokardioversion (Elektroschock am Herz wie mit dem Defibrilator). Dies wurde dann auf der Intensivstation untr leichter Narkose durchgeführt und nach einem einzigen Schockimpuls war das Herz wieder in den normalen Sinusrhythmus gebracht.
Dann wurde ich am Tag danach (10.12.) entlassen mit vorläufigem Artzbrief. Ich war erst ein wenig entsetzt, weil ich am 23.12. zu einem Kontrolltermin in die Sprechstunde zu Prof. Einsele kommen soll. Aber ich wollte ja sowieso noch ca. 10 Tage in Balingen bei meiner Schwester bleiben und beim Hausarzt alle paar Tage Blutkontrollen machen lassen. Und dann sind es ja nur noch 3 Tage bis zum 23.12. und ich fahre dann eben 3 Tage später an den Gardasee direkt nach der Kontrolle in Würzburg.
Gestern war die erste Blutkontrolle beim Hausarzt und “leider”hat er auch das Gesamteiweiß mitbestimmen lassen. Im Labor haben sie dann auch den Gammaglobulinwert mitgemessen. Ich habe gleich entsetzt gesehen, daß das Gesamteiweiß mit 11,2 g/dl sehr hoch ist und das Gammaglobulin ist mit 49.8 % auch sehr hoch. Das sieht jetzt so aus, als ob die ganze Therapie in den letzten 4 Monaten nichts gebracht hat und mein Myelom tatsächlich “refraktär” geworden ist gegenüber Bestrahlung und Chemo.
Mal sehen, was Prof. Einsele und seine Experten am 23.12. dazu sagen und was für Optionen es jetzt überhaupt noch gibt.
Auf jeden Fall werde ich am 23.12. nach Hause an den Gardasee fahren, egal was die Würzburger jetzt dringend eventuell noch empfehlen. Ich komme dann wie vor einem Jahr wieder im letzten Moment vor Weihnachten am Gardasee an. Es wird nicht leicht, weil mich schwere und belastende Gedanken jetzt ständig begleiten. Aber wo kann ich für Stunden oder gar Tage besser abschalten als am Gardasee.
Ich wünsche allen Lesern meines Blogs geruhsame und fröhliche Weihnachtstage und einen guten Jahreswechsel.